Jeder hat sie, aber nicht jeder nutzt diese in gleicher Weise, seine 656 Muskeln. Sie bringen uns in Bewegung, bringen uns vom Liegen ins Sitzen und ins Stehen. Wir können gehen, rennen, springen, greifen, werfen u. v. m., aber nur, solange unsere Muskeln mitspielen. „Use it or loose it” gilt insbesondere für unsere Muskeln. Leider beginnt bereits ab dem 30. Lebensjahr der biologische Alterungsprozess. Wenn wir hier nicht gezielt gegensteuern, verlieren wir sowohl Muskelmasse als auch Leistungsfähigkeit. Muskelmasse verlieren wir in der Größenordnung von ca. 1 % pro Jahr. Die muskuläre Leistungsfähigkeit geht pro Jahr sogar um ca. 4 % zurück. Durch den Verlust des stabilisierenden Einflusses der Muskulatur auf das statische und dynamische Gleichgewicht ist das Sturzrisiko um das 3,2 fache erhöht. Sturzfolgen schränken die Mobilität und Selbstständigkeit ein, führen zu vermehrten Krankenhauseinweisungen und reduzieren sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung. Gehen diese Verluste über das normale biologische Maß hinaus, wird dies als Sarkopenie bezeichnet und ist seit 2016 eine anerkannte Krankheit. Sarkopenie bezeichnet den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft und die damit einhergehenden funktionellen Einschränkungen des älteren Menschen. Plötzlich fällt das Treppensteigen schwer, kann man nicht mehr wie gewohnt einen Wasserkasten tragen oder eine volle Schubkarre durch den Garten bewegen. Bei Betroffenen führt dies zu einer Häufung von Stürzen und damit verbundenen Verletzungen. Die gute Nachricht: Sarkopenie lässt sich in ihrem Verlauf durch Bewegung und insbesondere durch gezieltes Muskeltraining positiv beeinflussen. Je früher wir gegensteuern und mit einem gezielten Muskeltraining beginnen, desto länger können wir diese Entwicklung hinauszögern und gewinnen Jahre an Lebensqualität!
Wie viel Muskelmasse und Leistungsfähigkeit ist sinnvoll?
Lässt sich der persönliche Ist-Zustand messen?
Ja! Zum einen mit sogenannten Bodyanalysen, die Auskunft über die Muskelmasse, den Gesamtkörperfettanteil, oft auch den viszeralen Fettanteil geben. Daneben gibt es die Möglichkeit der Handkraftmessung. Die Handkraft korreliert mit der Kraft anderer Muskeln und der Muskelmasse. Dies hat u. a. die NAKO-Gesundheitsstudie, Deutschlands größte Bevölkerungs-Langzeit-Studie mit über 200.000 untersuchten Bürger*innen ermittelt. Das Forscherteam identifizierte einen Grenzwert zur Definition einer niedrigen Handgreifkraft, bei Frauen 18 Kilogramm und bei Männern 29 Kilogramm, als Hinweis auf eine Sarkopenie. Alle Tests (siehe Video) lassen sich in wenigen Minuten durchführen und damit den persönlichen Ist-Zustand aufzeigen. Im Zeitraum vom 1. Oktober – 30. November können alle Interessierte die genannten Tests kostenlos im Sportland durchführen lassen.
Herzlichst
Dipl. Spl. Univ. Präv./Reha Rainer Falch